|
|
|
(Berichte an Freunde, Bekannte
und Verwandte von unterwegs)
|

Start in Sandkrug

Weserbrücke vor Verden

Unsere "Suite" in Thöles Hotel

|
|
Mittwoch,
Nationalfeiertag, 03.10.2012
Mit mir ist mein Bruder Georg on Tour. Ursprünglich
hatten wir eine Fahrradrundreise Cuxhaven-Kiel-Rostock-Rügen-Berlin
und zurück geplant (ca 1200 km). Aber das Wetter und
das Warten (bis heute) auf die Bezahlung meiner letzten
Übersetzung (im August abgegeben) hatte alles verzögert.
Also sind wir heute am Staatsfeiertag gestartet. Um 09.00
Uhr ging es von Sandkrug los. Ziel war Verden an der Aller.
Das bedeutete, dass wir im wahrsten Sinne quer durchs Land
fahren mussten - auf Schleichwegen, Nebenwegen, Feldwegen
und Abwegen. Die Kopien der Fahrradkarten waren viel zu
groß. Die vielen Abzweigungen und Richtungsänderungen
zwangen uns, jede Person, die wir an diesem kalten und ungemütlichen
Wetter entdeckten, nach dem Wege zu fragen.
12 km vor Verden mussten wir uns dann doch unterstellen
- und weil der Regen nicht enden wollte - das Regenzeug
anziehen.
Eine Erfahrung vom letzten Jahr hat sich heute wieder bestätigt:
Kurz vor Verden sah ich an der Straße Schilder, die
auf Fahrradpensionen hinwiesen. Also fragte ich in einer
Tankstelle am Ortseingang von Verden eine bildhübsche,
junge Tankwartin nach einer Fahrradpension oder einem Gasthof
in Verden. So etwas kannte sie nicht. Besser hätte
ich nach der nächsten Disco fragen sollen. Damit hätte
ich sie wohl völlig überrascht.
An der nächsten Straßenbiegung konnte ein Ehepaar
uns sofort das nächste Fahrradhotel nennen - und da
lagern wir nun.
Um 16.30 Uhr haben wir unsere Suite bezogen. Georg liegt
im Bett, wärmt sich auf und schaut Andree Rieu - und
ich schreibe. Die Suite ist 5 x 12 Schritte groß -
mit komfortabler Dusche und Toilette. Hier wäre noch
Platz für 4 weitere Betten.
Gleich werden wir essen gehen. Georg sagt: "Eine Pizza
oder sowas - mit einem schönen Glas Bier."
Das haben wir uns nach 93 km auch verdient - auch ohne Blasen
am Hintern.
Wir verabschieden uns auf dieser Welle (Internet) bis zum
nächsten Hotspot.
Tageskilometer: 93
|

Verden an der Aller

Innenstadt mit Dom im Hintergrund
|
|
Donnerstag,
04.10.2012
Hallo Fans!
Zunächst einen Nachtrag für die, die unseren Kurs
von gestern auf Karten nachvollziehen wollen:
Sandkrug - Kirchhatten - Aschenstedt - Wunderburg - Harpstedt
- Dünsen - Klosterseelte - Hoher Berg (58 m, Blick
bis Bremen) - Barrien - Felde - Donnerstedt - Thedinghausen
- Lunsen - Morsum - Blender - Verden
Und
heute? Bisher nichts. Wir sind in Verden geblieben, weil
es Bindfäden regnet. Eine Überlegung war, mit
der Bahn über Bremen nach Hamburg zu fahren - und dann
ein Stück elbeaufwärts zu fahren, weil eine Unterkunft
in Hamburg vermutlich recht teuer geworden wäre. Aber
halbwegs nach Lauenburg wären wir sicherlich ebenso
durchnass geworden. So haben wir beschlossen, heute in unserer
Suite hier in Verden zu bleiben (Thöles *** Stadt-Gut-Hotel
garni) und uns in der Fußgängerzone umzusehen,
an deren beiden Enden Kirchen stehen. Im Süden der
riesige Dom und am Nordende die Johanniskirche, der älteste
sakrale Backsteinbau Norddeutschlands. Beide waren offen.
Georg hat sich eine atmungsaktive Regen- und Windjacke gekauft.
Nach einem Becher Kaffee und einem Käsecroissant sind
wir zum Hotel zurückgegangen und wollen Mittagsschlaf
halten.
Und morgen? In der Zeitung und im Internet steht, dass sich
das Wetter morgen nicht ändert. So werden wir morgen
mit der Bahn nach Dresden fahren und von dort gen Norden
radeln. Sollte es in Dresden noch regnen, können wir
uns in der Stadt gut umsehen - und danach elbeabwärts
fahren. Die Fahrt nach Dresden ist recht einfach, weil es
von hier einen durchgehenden Zug gibt. Dazu werden wir heute
Nachmittag zum Bahnhof gehen und die Fahrradmitnahme anmelden.
Also - vermutlich morgen aus Dresden!
|

Frauenkirche in Dresden


Augustusbrücke
|
|
Freitag,
05.10.2012
Hallo Fans!
Damit kein Frust aufkommt, schreibe ich noch, obgleich es
schon spät ist. Also heute: "Traveling with Deutsche
Bahn".
In Verden hat es am Morgen tüchtig geregnet, und so
war unser Plan, mit der Bahn nach Dresden zu fahren, goldrichtig.
Um 10.25 Uhr fuhr der IC von Verden los, der uns ohne Unterbrechung
nach Dresden brachte. Er war pünktlich, obgleich er
wegen eines Unfalls an einem Bahnübergang hinter Magdeburg
auf eine Nebenstrecke über Dessau und Bitterfeld ausweichen
musste.
Um 16.15 Uhr haben wir im Hotel Ibis an der Prager Str.
eingebucht - vorerst für eine Nacht. Morgen müssen
wir eventuell ins Haus Königstein wechseln.
Danach sind wir in die Stadt zur Frauenkirche gegangen,
haben den Fürstenzug angesehen und sind an der Kathedrale
vorbei und vom Terrassenufer wieder zur Frauenkirche gegangen.
Dort begann um 18.00 Uhr eine Orgelandacht mit anschließender
Kirchenführung von der Kanzel aus. Und dann ins "Hähnchengrill".
Auf der Fahrt nach Süden wurde das Wetter immer besser.
Hier in Dresden ist es trocken und gelegentlich richtig
warm.
Nun werden wir morgen am Freitag noch einmal in die Stadt
gehen, den Zwinger besichtigen - und vielleicht auch die
Oper - oder an der Elbe entlang nach
Am Samstag wollen wir dann endlich auf den Elberadweg gen
Norden.
Mal sehn,
ob ich diese Mail von dem Computer im Hotel abschicken kann.
|

Fürstenzug

Zwinger

Kathedrale

Scloss Pillnitz
|
|
Samstag,
06.10.2012
Hotel Ibis Bastei, Dresden. Aufstehen, frühstücken
im Hotel. Spaziergang durch die Einkaufspassagen an der
Prager Str. zum Zwinger, Dom (kathol. Kirche) und zurück
zum Hotel. Um 12.00 Uhr mit den Fahrrädern auf dem
Elberadweg gen Süden zum Schloss Pillnitz (eindrucksvolles
Geschenk von August dem Starken. Gegen 16.30 Uhr zurück
am Hotel (mit Fahrt durch die Menschenmassen in der Prager
Str.). Kleiner Schlaf, Sportschau mit Bundesligaspielen.
Draußen regnet es. Mit Schirmen zum Italiener auf
der gegenüberliegenden Straßenseite. Nach dem
Essen kein Regen mehr. Verdauungsspaziergang in die Altstadt
und ein Blick in den Sophienkeller im Taschenbergpalais.
Dann zurück zum Hotel. Georg guckt "Wetten das!"
mit Markus Lanz, und ich schreibe den langweiligen Tagesbericht
auf meinem Netbook.
Gerda hat heute Morgen angerufen und gesagt, dass sie den
Tagesbericht von gestern nicht lesen kann. Liegt vermutlich
an dem Apple-Computer des Hotels hier. Versuche es heute
erst gar nicht.
Morgen soll das Wetter besser werden. Dann können wir
endlich das tun, was wir eigentlich wollten: Radfahren.
Das erste Ziel ist Meißen: Besuch der Porzellan-Manufaktur
- und dann soweit, wie wir kommen - bis die Akkus leer sind
oder es dunkel wird.
Tageskilometer: 34
Insgesamt: 127
|

Meißen

Villa Kuntzsch in Belgern
|
|
Sonntag,
07.10.2012
09.30 Uhr Abfahrt. Elberadweg bis Meißen (linke Seite),
Kein Besuch der Manufaktur. Wäre mit unseren Frauen
sicherlich interessanter - aber vielleicht auch teurer.
Bratwurst gegessen auf Flohmarkt am Elbeufer, von Meißen
(rechtes Ufer) nach Riesa mit teilweise sehr schlechtem
Belag: grobe Sandsteine, und steilen Treppen rauf und runter.
Von Riesa nach Strehla (linkes Ufer) schlecht beschildert.
Dann bis Belgern gekommen. Aber die Akkus sind leer, weil
wir den ganzen Tag gegen den Wind fahren mussten.
Im Gasthof an der Fähre nach einer Unterkunft gefragt.
Ein Kaffeekränzchen von Damen aus Belgern und die Wirtin
haben uns eine Pension empfohlen, die oben im Ort liegt.
Eine hübsche Pension mit einem riesigen Platzangebot:
Schlafzimmer, modernes Bad mit Dusche und Küche. Alle
Räume warm. (www.villa-kuntzsch-belgern.de)
Während ich schreibe, legt Georg sich aufs Bett und
machte ein Nickerchen. Das kann nicht lange dauern, denn
wir wollen noch essen gehen. Die Wirtsleute sagen: "Nach
19.00 Uhr ist das nicht mehr möglich." Da scheint
die alte Servicementalität der DDR noch durch.
Herr Kuntzsch stellt mir generös seine opulente Heimcomputer-Anlage
zur Verfügung, von der ich einige Mails versenden kann.
Gutes Essen im Gasthof zur Alten Brauerei. Selbstgebrautem
Bier. Schöne Bierflaschen (3 Ltr.) zum Sammeln.
Tageskilometer: 81
Insgesamt: 208
|

Elbedeich vor Torgau

Torgau

Elbehochwasermarke an dem Pfeiler 9,20 m

kein Reh, kein Fuchs, kein Hase..

bei Kleindröben
|
|
Montag,
08.10.2012
Aufbruch nach dem opulenten Frühstück in der zauberhaften
Pension Kuntzsch in Belgern an der Elbe um 09.30 Uhr. Weiter
auf dem Elberadweg gen Norden. Über Torgau (nach 1 Stunde),
Drebligar, Fähre bei Dommitzsch auf die rechte Seite, auf
dem Deichsicherungsweg (Tip des Fährmanns) nach Mauken,
dann durch eine langweilige Landschaft (riesige, abgeerntete
Felder ohne Tiere und leichter Gegenwind) über Kleindröben,
Klöden, Elster zur Lutherstadt Wittenberg.
Passende Pension in Nähe des Stadtzentrums gefunden. Hinweis
auf einer Tafel auf der Straße.
Ich gehe zum Markt und versuche, eine Fahrradkarte für
die Weiterfahrt von Magdeburg am Mittelkanal zu finden. Fehlgeschlagen.
Abendessen in der Kneipe unserer Pension. Im Gastraum hängt
eine riesige Sammlung von Wanduhren. Dementsprechend wird der
Gastraum nachts mit schweren Eisenriegeln gesichert.
Tageskilometer: 88
Insgesamt: 296
|

Lutherstadt Wittenberg

Wittenberg

Gleitfähre bei Coswig
|
|
Dienstag,
09.10.2012
Nach reichhaltigem Frühstück um 10.00 Uhr Start
in Wittenberg, eine eindrucksvolle Stadt mit Rathaus und
dem Dom zu Wittenberg. Überall Hinweise auf Martin
Luther.
Lange Ausfahrt aus Wittenberg entlang einer stark befahrenen
Straße. Kurz vor Coswig durch den Wald und zur Fähre.
Lange gerade Strecke durch den Wald bis Dessau, an Dessau
vorbei nach Aken und nach Barby. Von Aken nach Barby ging
es durch die Elbauen - und wieder bewahrheitete sich der
Rat, dass man den Elberadweg von Norden nach Süden
befahren sollte, weil der Wind häufig aus nordwestlichen
Richtungen kommt. So auch heute. Wir waren froh, wenn es
durch Waldgebiete ging. Aber Waldwege bestehen oft aus grobem
Schotter, der den Reifen nicht gut tut. Vielfach hingen
alte Fahrradreifen wie Trophäen in den Bäumen.
Im Unterschied zum Weserradweg, der direkt am Fluss entlang
führt, verläuft der Elberadweg größtenteils
in großen Abständen zum Fluss. Man sieht die
Elbe nur bei den Fähren (heute drei) und bei den Städten
am Fluss. Ansonsten radelt man durch die weite flache Flussebene
mit riesigen Feldern und Wiesen.
Auf dem letzten Teilstück von Barby nach Schönebeck
war der Akku von Georg leer. So sind wir in der Manufaktur
Weltrad mit Restaurant und Quartier (Produktion von nostalgischen
Fahrrädern, siehe Internet) eingekehrt. Haben erst
einmal geschlafen und dann uns im Restaurant gestärkt.
Diese Manufaktur liegt direkt an der Elbe und ist recht
vornehm. Das Zimmer ist jedoch - gemessen an dem Preis -
recht schlicht und wenig einladend. Enge Dusche mit zu kurzem
Vorhang.
Tageskilometer: 90
Insgesamt: 386
|

Flusslandschaft vor Aken

Fähre vor Barby

Magdeburg - Warten auf den Zug
|
|
Mittwoch,
10.10.2012
Aufbruch um 10.00 Uhr. Auf direktem Wege nach Magdeburg.
Wir haben unseren eigentlichen Plan, am Mittellandkanal
entlang nach Wolfsburg zu fahren, dort die Autostadt zu
besuchen, umgestoßen - einmal wegen des inzwischen
sehr kühl gewordenen Wetters und zum anderen wegen
der vermutlich hohen Kosten für dieses Unternehmen:
eine zusätzliche Übernachtung auf dem Hinweg und
eine weitere, vermutlich teure in Wolfsburg und hohe Eintrittskosten.
Eine Tagesfahrt mit einem Busunternehmen ist vermutlich
billiger.
Also in den Zug und ab nach Hause!
Der Radweg von Schönebeck nach Magdeburg führte
durch die Vororte, in denen noch viele schöne, große
alte Gebäude standen, die verfielen. Schade!
Um 12.30 Uhr ging es mit zweimaligem Umsteigen in Braunschweig
und Hannover mit Regionalzügen (wegen des Niedersachsen-Tickets)
nach Oldenburg. Von dort sind wir mit dem Fahrrad nach Sandkrug
gefahren. Georg hat bei uns geschlafen und ist am nächsten
Morgen von seiner Frau abgeholt worden.
Tageskilometer: 30
Insgesamt: 416
|

Mit RE-Zügen nach Hause
|
|
Fazit:
Die Fahrt war zu spät im Jahr. Es war morgens schon recht
kalt auf dem Rad. Die Route entsprach nicht meinen Vorstellungen:
Der Elberadweg ist kein Radweg an der Elbe entlang. Man sieht
den Fluss nur an wenigen Punkten. Der Weg ist teilweise schlecht
ausgeschildert. Dadurch ist die Gefahr, sich zu verfahren,
recht groß. Die Pflasterung teilweise sehr grob. Die
Räder werden äußerst beansprucht. Zum Glück
hatten wir keine Panne.
Sehr lange langweilige Abschnitte durch baumlose Landschaft
mit Feldern, die bis zum Horizont reichen. Abgeerntet - und
kein Reh, kein Hase, kein Vogel - total kahl.
In den Ortschaften kein Mensch zu sehen. Mauern zwischen den
Häusern mit geschlossenen Einfahrtstoren zum Hinterhof.
Lediglich die alten LPGs sind nicht eingezäunt. Aber
auch dort sieht man niemanden bei der Arbeit.
Den Elberadweg
werde ich so schnell nicht noch einmal machen. Ich glaube,
es gibt schönere und interessantere Radstrecken in Deutschland.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|